, Frank Michael Dieti

Premièrenbericht im Zürcher Unterländer vom 7. Mai 2017

Spannender Mord im Pfarrhaus

Nicht weniger als 250 Gäste haben am Freitag die Premiere des Stücks «Mord im Pfarrhaus» der Spielleute von Seldwyla besucht.

Ein Mord ist geschehen und die Suche nach dem Täter beginnt. Die Spielleute von Seldwyla sorgen für zwei spannungsgeladene Stunden. Während sich das Foyer der Kantonsschule am Freitagabend langsam füllt und die Gäste mit einem Glas österreichischen Weines auf die Premiere anstossen, ist im Untergeschoss die Anspannung bei den insgesamt 15 Schauspielerinnen und -spielern deutlich spürbar. «Ich will, dass es losgeht», sagt Lucien Egger, welche die Rolle des charmanten Kunstmalers Lawrence Redding innehat. Kurz vor dem Auftritt sei er jeweils nervös. «Doch sobald die Lichter angehen, ist alles gut.» Für Egger ist es die dritte Produktion, bei welcher er mitwirkt. Schwierig an seiner Rolle sei deren Vielschichtigkeit. «Wann spiele ich Redding, wie er wirklich ist? Wann spiele ich die Rolle von Redding? Wann tue ich nur so, wie wenn ich die Rolle spielen würde?» Auch bei Darstellerin Anina Peretti ist die Vorfreude stärker als die Nervosität. Als Mitglied der Spielkommission hat die Vizepräsidentin des Vereins das Stück mitausgewählt. «Wir sind bereit. Die Premiere ist die Belohnung für all die anstrengenden Proben.» Die Herausforderung ihrer Rolle als Plaudertasche Mrs Price Ridley sei der Kontrast zwischen der eigenen Persönlichkeit und den Charakterzügen der Rolle. «Wir Spieler haben unter der Regie von Susanne Zürrer intensiv an unseren Rollen gearbeitet.»

Es kommt anders, als man denkt

Die Erkennungsmelodie der Miss-Marple-Filme ertönt – von Barbara Bohnert virtuos am Klavier gespielt – und erweckt in den Gästen sofort Erinnerungen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen des Publikums. Das Bühnenbild besticht mit seiner klaren Farbgebung von Schwarz und Weiss und dem bewusst knapp gehaltenen Einsatz von Möblierung. Ein weisses Sofa, ein weisser Tisch, luftig-leichte Raumtrenner in Kombination mit dem schwarzen Hintergrund erzeugen eine subtile Atmosphäre von Spannung und Düsterheit, passend zum Genre des Krimis. Gespannt wird der Auftritt von Miss Marple, gespielt von Ursula Pfeiffer, erwartet. Diese überzeugt mit ihrer Körpersprache, auch wenn sie optisch nicht der korpulenten Film-Miss- Marple Margaret Rutherford entspricht, und gewinnt mit List und schrulligem Charme die Herzen des Publikums.

Viel Applaus und Blumen für die Darsteller

Der Einstieg in die zweite Szene beginnt mit dem lauten Zuklappen des Klavierdeckels, Symbol für einen Schuss. Der erste Tote liegt im Studierzimmer des Pfarrhauses, und es soll nicht der einzige Tote bleiben. Es folgen falsche Geständnisse. Logische Erklärungen werden entkräftet, Dinge verdreht. Spekulationen zum Täter erweisen sich als falsch, und am Schluss kommt es noch einmal anders, als man denkt. Für die Leistung der Spielleute gibt es viel Applaus und etliche Blumen. Besucherin Marion Koller aus Bülach erinnert sich, wie sie mit ihrer Grossmutter als Kind immer die Miss- Marple-Filme ansehen durfte. Vom Stück ist sie begeistert. «Die Spieler mussten viel Text auswendig lernen. Schön, dass so viele Junge mitmachen. Solch publikumsnahe Theateraufführungen sollen Bestand haben.» Der Glattfelder Werner Meier ist zwar kein Krimfan, trotzdem hat ihm der Abend gefallen. «Die Schauspieler agieren perfekt, und die Klaviereinspielungen finde ich sehr schön.» Eisprinzessin Sarah Meier gehört auch zu den Premierebesuchern. «Sehr professionell und mit vollem Einsatz gespielt», lautet das Urteil der bekannten Bülacherin. «Der Mörder ist immer der, von dem man es nicht erwartet.»